Eine Elternbefragung zur Bedarfsermittlung war also geplant. Als allerdings bekannt wurde, dass dies ohne vorherige Information über die möglichen Schulformen geschehen sollte, ergriffen die Schulpflegschaften und die Fördervereine der drei Gescherer Grundschulen die Initiative: Sie luden die Eltern ihrer Schulen und der Kindergärten zu einem Informationsabend in die Aula des Schulzentrums, die ihnen die Stadt Gescher nolens volens zur Verfügung stellte. Auskunft über die in Gescher neuen Schulformen – mit Ausnahme des Gymnasiums – erteilten Schulleiter der betroffenen Schulformen: Frau Barbara van der Wielen für die Gemeinschaftsschule (Billerbeck), Frau Martina John für die Verbundschule (Heek) und Dr. Torsten Habbel für die Gesamtschule (Havixbeck). Die Moderation des Abends übertrugen die Eltern mir. Die Veranstaltung fand am 30. März 2011 statt. Ca. 400 Personen waren anwesend.
Und hier der Artikel aus der Gescherer Zeitung:
Gescher. Welche Schulstruktur ist die richtige Lösung für Gescher? Mögliche Antworten erhielten weit über 300 Eltern am Mittwoch von kompetenter Seite. Auf Einladung von Elternvertretern der Schulpflegschaften und Fördervereinen der örtlichen Grundschulen stellten Leiter von Gemeinschaftsschule, Gesamtschule und Verbundschule ihre Einrichtungen vor. „Sie sollen sich eine fundierte Meinung bilden können“, begründete Elke Sommer die Initiative der Elternvertreter. Hintergrund ist eine anstehende Elternbefragung der Stadt Gescher zur Weiterentwicklung der Schullandschaft.
Dass auch in Gescher Handlungsbedarf besteht, zeigte Dr. Hermann Vortmann in seiner Anmoderation auf. 2020 werde es in Gescher nur noch gut 1000 Kinder und Jugendliche in den Jahrgängen fünf bis zehn geben – „so viele wie in guten Zeiten allein die Hauptschule besuchten“. Hinzu komme der Rückgang der Anmeldungen an der Hauptschule: Die Übergangsquote sei von über 50 auf unter 20 Prozent gesunken – mit rückläufiger Tendenz. Bei allen Veränderungen, so Vortmann, sei laut Schulgesetz der Wille der Eltern zu berücksichtigen.
Der demographische Wandel sei auch in Billerbeck der auslösende Faktor für die Bildung der „Schule für alle“ gewesen. Spätestens 2018, berichtete die kommissarische Schulleiterin Barbara van der Wielen, wäre der Schulstandort mit nur noch 62 Schülern für Haupt- und Realschule gefährdet gewesen. Sie zeigte die Wege bis zur Gründung dieser Gemeinschaftsschule als Schulversuch auf, die die Bildungsgänge Hauptschule, Realschule und Gymnasium bis Klasse 10 integriert. „Gemeinsamer Unterricht bei individualisierten Lernwegen“, lautete ein Schlagwort. Charakteristika der Schule für alle seien der gebundene Ganztag, Klassen mit 24 Schülern, kein „Sitzenbleiben“, Unterricht im 60-Minuten-Takt und Freiräume für selbstbestimmtes Lernen. Zum kommenden Schuljahr 2011/12 geht die neue Gemeinschaftsschule mit voraussichtlich vier Klassen an den Start.
Weiter ist die Kreuzschule in Heek: Hier läuft der Schulbetrieb bereits im zweiten Jahr. Wie Leiterin Martina John berichtete, sei die dortige Hauptschule um einen Realschulzweig zu einer Verbundschule erweitert worden. Beide Bereiche werden als eigenständige Schulzweige geführt – mit einer gemeinsamen Leitung und einem gemeinsamen Kollegium. Anhand von Folien und Fotos gab John Einblicke in den Schulalltag. Wechsel zwischen beiden Schulformen seien halbjährlich möglich. Zur individuellen Förderung der Schüler habe die Gemeinde Heek für zehn Jahre einen Betrag von 200.000 Euro bereit gestellt.
An einer Gesamtschule, die alle Abschlüsse der Sekundarstufe I ermöglicht, erfolgt keine Zuordnung zu unterschiedlichen Schulformen. Wie Stundenraster, Förderprogramme und Differenzierung mit Grund- und Erweiterungskursen an der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck aussehen, erläuterte deren Leiter Dr. Thorsten Habbel.
Der Info-Abend endete mit einer Reihe von Fragen, wobei die Billerbecker „Schule für alle“ im Fokus stand.