Die Münsterland-Zeitung berichtet von den Befürchtungen der Stadtlohner Verwaltung, dass die Gesamtschule in Gescher Folgen für das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stadtlohn haben wird. Das ist selbstverständlich zu erwarten. Allerdings – und rechtlich ist nur das entscheidend – ist der Bestand des Gymnasiums nicht gefährdet.
Die Sorgen der Stadtlohner
Realistische Sorgen treiben die Stadtlohner um: Es könnte Leerstände geben, wenn sowohl Gescheraner Schüler ausbleiben als auch der demographische Wandel bereits in diesem Jahrzehnt zu einem Rückgang der Anmeldungen führt. Und: Eine kleinere gymnasiale Oberstufe würde nur ein eingeschränktes Kursangebot bieten. Darüberhinaus hält man die Alternative in Gescher für so attraktiv, dass vielleicht sogar die Losbergschule, die einzig verbliebene Hauptschule, in existenzielle Nöte geraten könnte.
Diese Befürchtungen könnten zutreffen.
Zur Geschichte
Erinnern wir uns an den Beginn der neunziger Jahre. Seit langer Zeit gab es eine Verteilung von Aufgaben zwischen Stadtlohn und Vreden: In Stadtlohn existierten zwei Realschulen, eine städtische und eine private, die auch Schüler aus Vreden aufnahmen, im Gegenzug schickten die Stadtlohner ihre Kinder nach Vreden aufs Gymnasium. Als Stadtlohn diese Koexistenz einseitig aufkündigte und ein Gymnasium errichtete – übrigens in den Räumen der Owwering-Hauptschule, die ihren Neubau verlassen und in ein altes Gebäude umziehen musste – schlug Vreden mit der Gründung einer Realschule zurück. So gab es nun plötzlich auf engem Raum zwei Schulen mit einer Sekundarstufe I zusätzlich, ohne dass ein Kind mehr geboren worden wäre.
Die Stadt Stadtlohn beantragte 1996 bei der Bezirksregierung Schulbaumittel zur Erweiterung der Schulgebäude für das neue Gymnasium. Ich wurde als damals im Schulamt für den Kreis Borken zuständiger Schulaufsichtsbeamter um eine Stellungnahme gebeten und riet ab, da ich der Meinung war, dass als Folge der Stadtlohner Schulpolitik in Vreden wie in Stadtlohn jeweils eine Hauptschule würde schließen müssen. Die Bezirksregierung Münster schloss sich dieser Ansicht zunächst an, revidierte sich aber nach Intervention der Stadtlohner Verwaltungsspitze. Nun ist es gekommen, wie es kommen musste: In Vreden schloss die Walbert-Hauptschule, in Stadtlohn die Owwering-Hauptschule ihre Pforten. Wenn man jetzt über künftige Leerstände redet, kann ich nur bedingt traurig sein.
Konsequenz
Stadtlohn hat sein Schulangebot ohne Rücksicht auf die Interessen der Nachbarschaft ausgebaut. Die dortige Verwaltung hat kurzsichtig nur wenige Jahre perspektivisch in den Blick genommen. Schulentwicklung geht aber über längere Zeiträume, längere jedenfalls als die Wahlperioden eines Stadtrates oder eines Bürgermeisters dauern. Die Probleme Stadtlohns sind in erster Linie Folgen der eigenen Entscheidungen. Es ist daher realistisch und durchaus angemessen, wenn die Stadtlohner sich im Beteiligungsverfahren nicht gegen die Gescherer Gesamtschule aussprechen, sondern für deren Vierzügigkeit plädieren.