In der letzten Woche, am 1. Juli 2016, wurde der letzte Rektor der Hauptschule in Gescher, der Don-Bosco-Schule, verabschiedet. Er geht mit Ablauf dieses Schuljahres in den Ruhestand.
Damit hat die Schule im Laufe ihrer Existenz von 1969 bis 2018, also in knapp 50 Jahren, nur drei Rektoren erlebt: Werner Marx (1969 – 1981), Dr. Hermann Vortmann (1982 – 1990), Michael Roters (1991 – 2016). Roters ist derjenige, der am längsten den Chefposten im Schulzentrum am Borkener Damm innehatte. Die letzten zwei Jahre wird Bernhard Manemann-Kallabis die Leitung der Hauptschule neben seinen Aufgaben als Leiter der Gesamtschule wahrnehmen. Das ist aus mehreren Gründen eine sinnvolle Lösung: Zum einen ist die Gesamtschule erst in der Klassenstufe 8, wenn es ins nächste Schuljahr geht, zum anderen ist der Schulleiter im selben Gebäude tätig. Außerdem kann er in der Personalplanung den Einsatz der Lehrkräfte aus beiden Schulen in beiden Schulen vorsehen, also auch schulformübergreifend.
Die Hauptschule (wie auch die Realschule) ist also in der Schlussphase. Es kommt nun noch darauf an, sie ohne Einbußen für die Schülerinnen und Schüler „nach Hause zu schaukeln“, wie die Vorsitzende des Lehrerrates, Magdalene Kintrup-Schröer, am 1. Juli bei der Abschiedsfeier formulierte.
Ein wichtiges Stück Schulgeschichte Geschers geht mit Michael Roters. Er kam 1977 an die Don-Bosco-Schule, nach der Ausbildung die erste Stelle. Er blieb bis zum Ende seines Berufslebens hier. Als er kam, hatte die Schule über 1.000 Schülerinnen und Schüler. jetzt geht diese Zahl rapide gegen Null. Als die Schule noch alle Klassenstufen (von 5 bis 10) hatte, waren es zuletzt um 300, in den Jahren davor schon stark abnehmend bei nach wie vor stabiler Schülerzahl in der Realschule. Auch in Gescher wurde damit die Hauptschule in Konkurrenz zur Realschule abgehängt, die Eltern wählten sie nicht mehr als Schule für ihre Kinder. Wie an so vielen Orten ging die Realschule auch in Gescher im Wettbewerb um die Schüler als „Sieger“ vom Platz. Wie an so vielen Orten siegte sie sich zu Tode. Ohne Hauptschule ist eine Realschule faktisch die Hauptschule, weil sie viele Schüler aufnimmt, die besser zu einer Hauptschule mit ihrem besonderen Profil gepasst hätten, und weil sie nun keine Schule mehr hat, an die sie die Schüler abschulen kann, die nicht das Gewünschte leisten oder nicht das gewünschte Verhalten zeigen.
Die Kommunalpolitik hat in Gescher klug entschieden, als sie die Situation rechtzeitig erkannte und gegenzusteuern begann. Die Gründung einer vierzügigen Gesamtschule war richtig, besser als die von der Verwaltung favorisierte Sekundarschule, die in etlichen Orten des Münsterlands gewählt wurde und schon (oder noch) mit teils großen Problemen zu kämpfen hat. Die Gesamtschule holt das Abitur nach Gescher, das im Unterschied zum Gymnasium nach neun Jahren abgelegt wird. So haben Geschers Eltern in Bezug auf die Hochschulreife eine echte Wahl: Wer den Turbo-Weg des G 8 (Gymnasium mit Abitur nach acht Jahren) will, hat in Coesfeld oder Stadtlohn das passende Angebot. Wer seinem Kind mehr Zeit lassen will, kann die Schule vor Ort, die Gesamtschule Gescher, wählen. Diese Wahl haben übrigens auch Eltern aus den Nachbarkommunen.
Michael Roters hat in der Entwicklung seiner Schule konkrete Ziele gehabt – realistische und den sich wandelnden Situationen angepasst. Ihm ist es gelungen, hohe Anerkennung bei Schülern, Eltern und Lehrern zu bekommen; das half ihm, bei Schulträger und staatlicher Schulaufsicht Gehör zu finden. Nicht immer, aber oft erfolgreich.