Dass die junge Schule in ihrem ersten Durchgang alle Schüler zu einem Abschluss, mindestens zum Hauptschulabschluss, geführt hat, ist ein Erfolg. Schüler, Eltern und Lehrerkollegium können darauf stolz sein. Schließlich muss eine neue Schule vieles erledigen: Jedes Jahr neue Lehrkräfte ins Kollegium integrieren, sich im Ort und in der Region präsentieren und vernetzen, Praktikumsstellen rekrutieren und nicht zuletzt eine für die Stadt neue Schulform etablieren.
In diesem Post möchte ich vergleichen, wie sich andere Schulen (im Durchschnitt) darstellen, wenn es um die Frage geht, wie viele Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss die Schule verlassen.
Zu diesem Zweck greife ich auf die offiziellen Zahlen der Landesdatenbank zurück. Als „Schulabgänger“ werden alle bezeichnet, die mit dem 10. Schuljahr ihre Vollzeitschulpflicht beenden, unabhängig davon, ob sie die Schule beispielsweise in der gymnasialen Oberstufe weiterhin besuchen oder nicht. Und als Kriterium gilt der Hauptschulabschluss, der bundesweit nach der 9. Klasse erworben werden kann und damit der erste in der Sekundarstufe I – Klassen 5 bis 10 – ist. Er kann übrigens grundsätzlich an allen Regelschulen des staatlichen Schulwesens erworben werden, auch in Realschulen und Gymnasien.
Die Zahlen des Jahres 2019 liegen in der Datenbank noch nicht vor, wohl die des Jahres 2018. Der Übersichtlichkeit und der Vergleichbarkeit wegen habe ich mich auf die Prozentangaben beschränkt. Zu bedenken ist, dass 2018 die auslaufenden Realschulen ebenso wie die auslaufenden Hauptschulen noch enthalten sind, da sie an vielen Stellen ihre letzten Jahrgänge entließen (wie auch in Gescher). Andererseits haben an ihre Stelle tretende Gesamtschulen und Sekundarschulen im Aufbau im Schuljahr 2018/19 die ersten Jahrgänge in der zehnten Klasse. Die Gesamtschule Gescher habe ich mit dem Hinweis auf 2019 in das Diagramm für 2018 eingefügt, obwohl auch in Gescher ihre erste zehnte Klasse erst im Schuljahr 2018/19 abschließt.
Landesebene: Nordrhein-Westfalen
Zunächst schauen wir auf das ganze Land Nordrhein-Westfalen. Einige Schulformen habe ich weggelassen, z. B. die Förderschulen, die Weiterbildungskollegs und die eine Volksschule, die es in NRW noch gibt. Die auslaufenden Schulformen Verbundschule und Gemeinschaftsschule habe ich ebenfalls nicht aufgenommen; die Zahlen sind eher gering und damit wenig aussagekräftig. Die Sekundarschulen sind dabei, sie sind zum Teil umgewandelte Verbund- oder Gemeinschaftsschulen.

Es wird sicherlich niemanden überraschen, dass die Zahl der Abgänger ohne einen Abschluss, auch ohne Hauptschulabschluss, in den Hauptschulen des Landes mit weitem Abstand vorne lag. Schließlich werden schon am Ende des 4. Schuljahres die Kinder nach ihren Erfolgschancen in der Schule sortiert. Dazukommt die „Ausputzer“-Funktion der Hauptschulen. Im ganzen Land sind sie faktisch diejenigen, die alle Kinder mit unterschiedlichen Lern- oder Entwicklungsproblemen aufnehmen.
Das Gegenstück bilden Realschulen und Gymnasien, die von derselben Verteilung der Schülerinnen und Schüler profitierten, die die Hauptschulen belastete. Ihre Zahlen von Schülern ohne Abschluss blieben 2018 im unteren Bereich.
Viele haben sicherlich nicht damit gerechnet, dass die Quote der Waldorfschüler ohne Abschluss nach der 10. Klasse mit fast 10 % so hoch lag. Dazu muss man wissen, dass die Waldorfschulen nicht nach dem staatlichen Bildungsplan unterrichten, daher auch nicht ohne Weiteres ihren Schülerinnen und Schülern ein staatlich anerkanntes Abschlusszeugnis ausstellen können. Die Regelungen sind in den Bundesländern unterschiedlich, meistens legen Waldorfschüler eine Nichtschülerprüfung bei der zuständigen staatlichen Schulaufsicht ab. Das gilt auch überwiegend für das Abitur; der sogenannte Waldorf-Abschluss nach der 12. Klasse ist nicht als Abitur anerkannt.
In diesen Schulen ist es also möglich, ohne einen Abschluss nach Klasse 10 die 11. und 12. Klasse zu besuchen, dort den Waldorf-Abschluss und – wenn gewollt – auch eine externe Abiturprüfung abzulegen. Die Waldorfschulen selbst werben damit, dass nur etwa 3 % die Schule ohne jeden Abschluss verlassen – aber, wie beschreiben, nicht jeder dort erworbene Abschluss ist ein staatlich anerkannter.
Dass die Sekundarschule als integrative Schulform bei der Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss weit hinter der Hauptschule, aber vor den Realschulen und Gymnasien lag, spiegelt wider, dass sie Kinder mit allen Schulformempfehlungen aufnimmt: zur Hauptschule, zur Realschule und zum Gymnasium.
Regierungsbezirksebene: Münster

Der Vergleich mit den Daten des Landes zeigt nur geringfügige Unterschiede. Die Hauptschulen stehen deutlich besser da, die Realschulen ebenfalls, die Waldorfschulen etwas schlechter, die Gesamtschulen auch. Ein Erklärung könnte sein, dass in den nicht nur wirtschaftlich, sondern auch schulisch schwierigeren Kommunen des Ruhrgebiets Hauptschulen schon lange abgeschafft wurden. Die Kinder mit Hauptschulempfehlung besuchen dort die Gesamtschulen. Die Gemeinschaftsschulen unterscheiden sich fast gar nicht von den Sekundarschulen, letztere sind strukturell die Nachfolgerinnen der Gemeinschaftsschulen und der Verbundschulen, von denen es im Regierungsbezirk Münster einige gibt.
Die rote Laterne tragen jetzt die Waldorfschulen, aber die Sonderrolle der Schulen – wie oben beschrieben – relativiert ihr Ergebnis, so dass es letztlich nicht wirklich mit denen der Regelschulen vergleichbar ist.
Kreisebene: Borken

Noch einmal deutlich besser als im Landesschnitt und im Durchschnitt des Regierungsbezirks Münster standen 2018 die Hauptschulen im Kreis Borken da. Die Übergangsquoten auf dem Lande, also der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die aus den vierten Klassen in eine Hauptschule wechselten, waren traditionell höher als in städtisch geprägten Gebieten. Das hatte nicht zuletzt mit den größeren Entfernungen zu anderen weiterführenden Schulen (Gymnasium, Realschule) und der geringeren Zahl von Gesamtschulen zu tun. Die Gesamtschule Gescher habe ich mit den Zahlen für 2019 dagegen gesetzt – demnächst kennen wir auch die Zahlen der anderen neuen Gesamtschulen im Kreis, die an vielen Standorten im Aufbau sind.
Fazit
Wie sagte der zuständige Leitende Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Münster anlässlich der Überreichung der Zeugnisse: „Die Gesamtschule in Gescher ist Spitze!“ – Das ist dann wohl so.
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