Schon im Jahr 2018 habe ich einen Post mit einer Liste der auslaufenden, der bereits geschlossenen und der wenigen verbliebenen Hauptschulen im Kreis Borken veröffentlicht. Was sich damals abzeichnete, hat sich bewahrheitet. Auf der Seite des Schulamtes für den Kreis Borken sind nur noch vier Hauptschulen aufgeführt: zwei in Bocholt, eine in Borken, eine in Stadtlohn. Von den beiden Bocholter Hauptschulen wird eine als öffentliche, katholische Konfessionsschule geführt.

In den neunziger Jahren gab es zeitweise 30 Hauptschulen im Kreis Borken. Zwei Schulamtsdirektoren kümmerten sich um diese große Zahl. Wenn heute der zuständige Schulrat nur vier Hauptschulen zu beaufsichtigen hat, reicht es nicht für die Auslastung seiner Stelle. So hat er unter anderem auch die Aufsicht über die beiden Verbundschulen in Isselburg und Raesfeld, die aus einer Zusammenlegung der beiden Schulformen Hauptschule und Realschule entstanden sind.
Nach dem nordrhein-westfälischen Schulrecht werden Verbundschulen nicht mehr neu errichtet, bestehende sollen in eine Sekundarschule überführt werden. Nur wenige Jahre war es für Städte und Gemeinden als Schulträger möglich, eine Verbundschule zu errichten; es war der Versuch, das dreigliedrige Schulsystem in der Sekundarstufe I dadurch zu erhalten, dass man Schüler zwar in eine Schule aufnahm, sie aber in zwei getrennten Säulen als Hauptschüler oder Realschüler führte. Es handelte sich also nur um eine organisatorische Maßnahme, die einen Synergieeffekt für zu klein gewordene Schulen anstrebte. Mit dem historischen Schulkompromiss von 2011 wurden Sekundarschulen als Zusammenführung der Sekundarstufe I von Gymnasium, Realschule und Hauptschule ermöglicht und Gesamtschulen schon mit vier statt wie bisher mit sechs Zügen genehmigt. Eine relevante Zahl von Gründungen von Gesamtschulen erfolgte rasch im ganzen Münsterland. In Münster gibt es neben der Friedensschule in der Trägerschaft des Bistums zwei städtische Gesamtschulen; in Borken neben zwei städtischen auch eine private Montessori-Gesamtschule. Gronau, Gescher, Ahaus und Bocholt ergriffen im Kreis Borken die Chance ebenfalls und lösten Haupt- und Realschulen zugunsten der Neugründung einer Gesamtschule auf. Andere ersetzten diese Schulformen durch eine neue Sekundarschule, zum Beispiel Velen, Reken, Legden (mit Rosendahl im Kreis Coesfeld) und Schöppingen (mit Horstmar im Kreis Steinfurt)..
Von Ausnahmen abgesehen, wählen Eltern seit einigen Jahren offensichtlich eher eine Gesamtschule als eine Sekundarschule für ihre Kinder. Ein Motiv für dieses Wahlverhalten mag sein, dass die Gesamtschule eine bereits seit Jahrzehnten eingeführte Schulform ist, ein weiteres, dass sie im Gegensatz zur Sekundarschule bis zum Abitur besucht werden kann. Eine Sekundarschule muss dagegen nur mit einer Schule mit gymnasialer Oberstufe kooperieren., das kann ein Gymnasium, eine Gesamtschule oder eine berufsbildende Schule sein.
Im ganzen Kreis Borken gibt es noch genau eine Kommune, die die drei konventionellen Schulformen ohne ein einziges integriertes System vorhält: Die Stadt Stadtlohn ist Schulträger für die Losbergschule als Hauptschule, für eine öffentliche Realschule und für das Geschwister-Scholl-Gymnasium, außerdem gibt es eine private Realschule dort.
Bei den vier Hauptschulen wird es wohl einige Zeit bleiben. Der Prozess hat auch andere ländlich geprägte Kreise getroffen, zum Beispiel die Kreise Coesfeld, Steinfurt und Warendorf.
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